Dihydrotestosteron (DHT)

Dihydrotestosteron (DHT) ist ein Metabolit von Testosteron und zählt ebenfalls zu den Androgenen.


Was ist Dihydrotestosteron (DHT)?

Testosteron stellt die Vorstufe von DHT dar (Abb. 1). Wie bei Testosteron basiert das Grundgerüst von DHT auf 19 Kohlenstoffatomen. Es zählt somit ebenfalls zu den C19-Steroiden.1

Strukturformel von Dihydrotestosteron

Abbildung 1: Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT).

Wie wird DHT gebildet und wie wirkt es?

DHT wird in bestimmten peripheren Geweben, bei Männern unter anderem in der Prostata und im reproduktiven Gewebe, aus Testosteron gebildet. Diese Metabolisierung zu DHT erfolgt mittels Reduktion von Testosteron durch das Enzym 5α-Reduktase. Testosteron selbst stellt also ein Prohormon für DHT dar. DHT kann im Gegensatz zu Testosteron nicht zu Estradiol aromatisiert werden und wird somit auch als „reines Androgen“ bezeichnet. Geringe Mengen von DHT werden auch direkt in den Hoden gebildet.1,2

DHT ist die biologisch aktivste Form des Testosterons. DHT verfügt über eine etwa 5- bis 10-fach höhere Affinität für den Androgenrezeptor als Testosteron und ist in vielen Organen das eigentlich wirksame Androgen. Wichtige von DHT gesteuerte Prozesse sind die Entwicklung und Funktion der Prostata, die Ausbildung einer typisch männlichen Körperbehaarung, der Bartwuchs, die Funktion der Talgdrüsen, aber auch die Abnahme der Kopfbehaarung bei genetischer Disposition.2,3,4

Wie Testosteron kann auch DHT durch einen negativen Rückkopplungsmechanismus die GnRH-Ausschüttung im Hypothalamus inhibieren und folglich die Produktion von Testosteron und DHT reduzieren.1

DHT kommt auch im weiblichen Organismus vor, dort wird es aus Testosteron und Androstendion gebildet. Bei Frauen werden Androgene hauptsächlich im Ovar und in der Nebennierenrinde produziert. Auch bei ihnen stellt DHT das potenteste Androgen dar.2,3

Die Messergebnisse verschiedener DHT-Assays unterscheiden sich deutlich. Dies gilt ebenso für massenspektrometrische Verfahren. Daher sind methodenspezifische Referenzbereiche nötig, die nachfolgenden Angaben können daher nur als grobe Orientierung gelten (Tab. 1).5

Tabelle 1: Referenzbereiche von Dihydrotestosteron bei Erwachsenen5

Referenzbereich Dihydrotestosteron
Männer 16–110 ng/dL
Frauen 5,6–20 ng/dL

Bei Männern und Frauen sind über 99% des DHTs ist im Blutkreislauf an Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) gebunden. Der geringe Rest zirkuliert frei im Blut. Freies DHT kann genauso wie Testosteron in Zielorganen an Androgenrezeptoren binden. Allerdings ist DHT ein potenteres Androgen, weil es im Vergleich zu Testosteron eine höhere Affinität zum Androgenrezeptor aufweist und damit eine stärkere androgene Wirksamkeit besitzt.1,3,4,5

Welche Funktionen hat DHT bei Männern?

Bei Männern ist DHT vorrangig für die Ausbildung und Funktionalität der männlichen Geschlechtsorgane verantwortlich.1,4,5

Zu den spezifischen Funktionen von DHT zählen während der Embryonalentwicklung die Entwicklung des Penis, des Skrotums und der Prostata. Während der Pubertät fördert DHT das Wachstum der männlichen Geschlechtsorgane und der männlichen Körperbehaarung sowie die verstärkte Talgdrüsensekretion. Im Erwachsenenalter ist es an der Bildung der Prostata- und Samenblasensekrete beteiligt. Zudem zeigt DHT geschlechtsunspezifisch anabole Wirkungen auf Muskulatur, Knochen und das hämatopoetische System.1,4,5

Die 5α-Reduktase wird neben den Geschlechtsorganen außerdem in Leber, Niere, Haut und im Gehirn exprimiert, jedoch sind die spezifischen Funktionen von DHT in diesen Organen noch nicht vollständig bekannt.6

Welche Krankheitsbilder stehen im Zusammenhang mit DHT?

DHT wird hauptsächlich ausgehend von Testosteron durch die 5α-Reduktase gebildet. Verschiedene Krankheitsbilder, die auf einer Reduktion oder Überproduktion von DHT beruhen, sind deswegen auf angeborene Defekte der 5α-Reduktase zurückzuführen. So kann eine 5α-Reduktase-Defizienz zu einer Ausbildung zwittriger Genitalien und zu Intersexualität führen.7 Während der Pubertät sind jedoch ein normales Peniswachstum sowie eine normale Hodenentwicklung und Spermatogenese nachweisbar. Die Prostata ist bei diesen Patienten jedoch nur rudimentär entwickelt und es ist eine reduzierte Körperbehaarung zu beobachten.8

Neben einer 5α-Reduktase-Defizienz kann auch eine zu hohe 5α-Reduktase-Aktivität negative Auswirkungen haben. So konnte eine Korrelation der 5α-Reduktase-Aktivität mit Vergrößerungen der Prostata sowie Haarausfall bei Männern nachgewiesen werden.8

Aufgrund der positiven Korrelation zwischen DHT und Prostataentwicklung wurden 5α-Reduktase-Inhibitoren (Finasterid und Dutasterid) zur Behandlung der gutartigen Prostatahyperplasie entwickelt und auch die Wirkung auf Prostatakarzinome untersucht. Hier zeigte eine Therapie mit 5α-Reduktase-Inhibitoren eine um bis zu 25% reduzierte Inzidenz von Prostatakarzinomen im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten.6

  1. Aktories, K., Flockerzi, V., Förstermann, U., Hofmann, FB. (2022). Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag,13. Auflage.

  2. Stalla, G.K. (2007). Therapielexikon Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten. Springer Verlag.

  3. Naamneh Elzenaty R, du Toit T, Flück CE. Basics of androgen synthesis and action. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2022; 36(4):101665.

  4. Dihydrotestosteron. Online unter: https://www.chemie.de/lexikon/Dihydrotestosteron.html. Letzter Zugriff: 12.04.2023.

  5. Bidlingmaier, M. (2019). Dihydrotestosteron. In: Gressner, A.M., Arndt, T. (eds) Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg.

  6. Handelsman, D. (2016). Androgen Physiology, Pharmacology and Abuse. MD Text.com.

  7. Fritsch, P. (2009). Dermatologie und Venerologie für das Studium. Springer Verlag.

  8. Nieschlag E, Behre HM, Nieschlag S. Andrology. Male Reproductive Health and Dysfunction. Springer Verlag 2010, 3. Auflage.

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