Testosteronmangel beim Mann

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Immer mehr Männer sind von einem Testosteronmangel betroffen. Dieser geht oft mit Krankheiten einher, darunter insbesondere Typ-2-Diabetes und Adipositas. Da die Häufigkeit dieser Erkrankungen im Alter steigt, entwickeln vor allem ältere Männer einen Testosteronmangel, der mit zahlreichen Symptomen einhergeht. Eine Testosterontherapie kann diesen Patienten helfen.

 


Männlicher Hypogonadismus

Unter einem männlichem Hypogonadismus versteht man eine hormonelle Unterfunktion der Hoden einschließlich der daraus resultierenden Krankheitszeichen. Gemäß der Leitlinie „Sexual and Reproductive Health“ der European Association of Urology (EAU) liegt ein männlicher Hypogonadismus nur dann vor, wenn dauerhafte typische klinische Symptome und der gesicherte laborchemische Nachweis eines Testosterondefizits bestehen.1

Der männliche Hypogonadismus beschreibt die Auswirkungen eines Testosterondefizits, das heißt ein symptomatisches Bild. Dieses präsentiert sich in zahlreichen klinischen Beschwerden bzw. Symptomen, die zu einer mentalen und körperlichen Beeinträchtigung der Patienten führen.2

Bei erblich bedingten oder im Kindesalter erworbenen Schädigungen der Hodenfunktion kommt es zu einer beeinträchtigten oder verzögerten Pubertätsentwicklung. In diesem Falle liegt ein präpubertärer Hypogonadismus vor, dessen Symptome sich teilweise von einem erst nach der Pubertät auftretenden Hypogonadismus unterscheiden. Bei betroffenen Jungen bleibt beispielsweise der Stimmbruch aus, sodass sie durch eine hohe Stimmlage auffallen. Zudem bleiben die Hoden klein und sie weisen einen eunuchoiden Habitus (groß und schlank mit langen Extremitäten) mit spärlicher Körperbehaarung und einem eher weiblichen Körperfettverteilungsmuster auf. Auch kommt es häufig zu einer Gynäkomastie.3

Bei hypogonadalen Männern im Erwachsenenalter sind meist Libidoverlust sowie Antriebslosigkeit die häufigsten Symptome. Weitere sexuelle Anzeichen sind seltener auftretende morgendliche Erektionen sowie Erektionsstörungen. Zu den klinischen Symptomen zählen der Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft bei gleichzeitiger Zunahme von Körperfett (v.a. Viszeralfett), eine Reduktion der Knochendichte, verminderter Haarwuchs, die Entwicklung einer Anämie sowie eine Abnahme des Hodenvolumens. Auch können die Männer aufgrund einer ebenfalls nachlassenden Spermienproduktion unfruchtbar werden. Zudem können sie an kognitiven Beschwerden leiden, darunter Müdigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression (Abb. 1).1,2,3 Typischerweise treten nicht alle Symptome gleichzeitig auf, denn die Ausprägung ist unter anderem von der Schwere des Testosteronmangels abhängig.

Abbildung 1: Mögliche Symptome eines Testosteronmangels im Erwachsenenalter.1,2,3

Beim männlichen Hypogonadismus werden folgende drei Formen unterschieden: Der primäre (bzw. hypergonadotrope) Hypogonadismus, der sekundäre (bzw. hypogonadotrope) Hypogonadismus und der funktionelle Hypogonadismus, der meist normogonadotrop ist. Die primäre und sekundäre Form ist auf organische Ursachen zurückzuführen, während letzterer funktionell bedingt und damit potenziell reversibel ist. Die organisch bedingte primäre und sekundäre Form wird auch als „klassischer Hypogonadismus“ bezeichnet.1,4

Der funktionelle Hypogonadismus stellt eine Mischform des Testosteronmangels dar, der mit metabolischen Störungen, insbesondere der Zunahme von viszeralem Bauchfett, zusammenhängt und häufig bei älteren Männern beobachtet wird (Abb. 1). Diese Form des Hypogonadismus ist meistens auf bestimmte Krankheiten zurückzuführen. Hierzu zählen insbesondere Adipositas und Typ-2-Diabetes bzw. das metabolische Syndrom.2,4

Wann ist eine Therapie indiziert?

Nicht alle Männer mit einem niedrigen Testosteronspiegel haben Symptome bzw. Beschwerden. Daher empfehlen internationale Leitlinien, z.B. die der European European Association of Urology (EAU) sowie der US-amerikanischen Endocrine Society: Eine Indikation zur Testosterontherapie ist nur dann gegeben, wenn neben konstant niedrigen Testosteronspiegeln gleichzeitig persistierende Symptome und Anzeichen eines Testosteronmangels vorliegen.2,5

Durch eine Testosterontherapie soll die Konzentration an Gesamttestosteron im Blut wieder in den Normbereich angehoben werden.1,3,5 Dadurch können Testosteronmangel-assoziierte Beschwerden je nach Symptom innerhalb weniger Wochen bis einiger Monate gelindert werden.1,6


Mehr zum Thema

  1. Salonia A et al. EAU Guidelines on sexual and reproductive health 2024. European Association of Urology 2024. Online unter: https://uroweb.org/guidelines/sexual-and-reproductive-health/. Letzter Zugriff: 01.06.2024.

  2. Zitzmann M. Testosterontherapie im Alter bei Hypogonadismus und Komorbiditäten. Internist. 2020; 61: 549–557.

  3. Dohle G et al. (2019). EAU Guidelines on Male Hypogonadism. European Association of Urology. Online unter: https://uroweb.org/eau-guidelines/discontinued-topics/male-hypogonadism. Letzter Zugriff: 01.06.2024.

  4. Diederich S. Differenzialdiagnostik und -therapie. Kompendium Urologie 2022; 36–40.

  5. Bhasin, S. et al. (2018). Testosterone Therapy in Men With Hypogonadism: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline. J Clin Endocrinol Metab, 103(5), pp. 1715-44.

  6. Saad, F., & Gooren, L. (2011). The role of testosterone in the etiology and treatment of obesity, the metabolic syndrome, and diabetes mellitus type 2. J Obes , p. pii: 471584.