Wann besser eine Gestagenpille?

KOK sind weit verbreitet, allerdings nicht für jede Patientin geeignet. Gestagenpillen bieten für die meisten Frauen eine gute Alternative. Präparate mit Desogestrel und Drospirenon sind hinsichtlich des Verhütungsschutzes mit KOK vergleichbar.


Welche Vorteile haben Gestagenpillen?

Gestagenpillen (Progestogen-only-Pills, POP) sind aufgrund ihres vorteilhaften Nebenwirkungsprofils für fast alle Frauen geeignet, insbesondere auch für viele Risikopatientinnen, bei denen ein KOK unter Umständen kontraindiziert ist (Tab. 1).1,2

Tabelle 1: Hormonelle Kontrazeptiva bei Frauen mit Risikofaktoren; modifiziert nach WHO 2015.2

  KOK POP
Stillende Mütter ab 6 Wochen nach der Geburt nein ja
Raucherin ≥ 35 Jahre nein ja
Bluthochdruck nein ja
Bekannte Thrombophilie nein ja
Multiple Risikofaktoren für arterielle Herz-Kreislauf-Erkrankungen nein ja
Schlaganfall, koronare Herzkrankheit/Myokardinfarkt, venöse Thromboembolie in der Anamnese nein ja
Diabetes mellitus ja ja
Erhöhte Blutfettwerte ja ja
Migräne > 35 Jahre oder fokale Symptome nein ja
Brustkrebs/Eierstockkrebs in der Familie ja ja
Brustkrebs in der Anamnese nein nein

Welche Nachteile haben Gestagenpillen?

Zu den möglichen Nachteilen zählen insbesondere Zwischenblutungen, die jedoch überwiegend während der ersten Einnahmemonate auftreten und keinen Einfluss auf die Wirksamkeit des Präparates haben. Danach kommt es bei den durchgängig einzunehmenden Gestagenpillen in der Regel zu einer Amenorrhö, die die meisten Anwenderinnen als positiv empfinden.3,4 Die zuletzt zugelassene Drospirenon-Pille wird im 24/4-Schema eingenommen und verfügt in jedem Blister über vier Placebo-Pillen.5,6 Während der Einnahme der Placebo-Pillen kommt es meist zu einer geplanten Abbruchblutung – damit sollen unerwünschte bzw. unvorhergesehene Zwischenblutungen minimiert werden. Gelegentlich kann es unter der Einnahme einer Gestagenpille zu Ovarialzysten kommen.3


Im Gegensatz zu KOK fehlt den Gestagenpillen das meist eingesetzte Ethinylestradiol, welches zum einen für die Zyklusstabilität sorgt und zum anderen die Konzentration des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) im Körper erhöht. SHBG bindet Androgene wie Testosteron, sodass alle KOK eine gewisse antiandrogene Wirkung aufweisen – denn je höher das SHBG, desto mehr des freien Testosterons wird gebunden. Wie stark die antiandrogene Wirkung eines KOK ist, hängt allerdings auch noch davon ab, ob es zusätzlich ein antiandrogen wirksames Gestagen (z.B. Dienogest, Drospirenon oder Chlormadinonacetat) enthält. Dies kann vor allem für Patientinnen mit Androgenisierungserscheinungen wie Akne oder Haarausfall von Bedeutung sein.4 Somit weisen Gestagenpillen mit Ausnahme der neuesten Drospirenon-Pille5,6 keine explizite antiandrogene Wirksamkeit auf. Allerdings dürfte bei der Drospirenon-Pille die antiandrogene Partialwirkung aufgrund der fehlenden SHBG-Erhöhung geringer ausfallen als bei einem KOK mit Ethinylestradiol und Drospirenon.

 

  1. Regidor PA. The clinical relevance of progestogens in hormonal contraception: Present status and future developments. Oncotarget. 2018; 9(77):34628-34638.

  2. World Health Organisation (WHO). Medical eligibility criteria for contraceptive use. A WHO family planning cornerstone. Fifth edition, 2015. Online unter: apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/181468/9789241549158_eng.pdf;jsessionid=7ED5FC15F5921968F1F6EC2B4F0D2E61. Letzter Zugriff: 10.05.2023.

  3. McGregor A. Oral contraception: properties and side-effects of COCs and POPs. Prescriber. 2013; 24(18):19-32.

  4. Wiegratz, I., & Thaler, C. (2011, Jul). Hormonal contraception: what kind, when, and for whom? Dtsch Arztebl Int, 108(28-29), pp. 495-506.

  5. Fessler B. Die Zukunft der Kontrazeption ist estrogenfrei. gynäkologie + geburtshilfe 2021; 26 (4): 60.

  6. Apter D. et al. Multicenter, open-label trial to assess the safety and tolerability of drospirenone 4.0 mg over 6 cycles in female adolescents, with a 7-cycle extension phase. Contraception. 2020; 101(6):412-419.

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