Hypogonadismus und Typ-2-Diabetes – ein Teufelskreis

Start Indikationen Testosteronmangel Testosteronmangel und Diabetes

Männer mit Typ-2-Diabetes tragen ein erhöhtes Risiko, einen männlichen Hypogonadismus zu entwickeln. Ebenso ist ein Hypogonadismus häufig mit einem Metabolischen Syndrom oder Typ-2-Diabetes assoziiert.1,2 Zwischen beiden Entitäten besteht also ein bidirektionaler Zusammenhang.


Die Testosterontherapie ist seit Jahrzehnten etabliert und bewirkt bei nachgewiesenem Hypogonadismus eine deutliche Linderung der Testosteronmangel-bedingten Beschwerden. Bei Typ-2-Diabetikern kann sie zudem zu einer Verbesserung der Insulinresistenz, Blutzuckerkontrolle und des Lipidprofils sowie einer Abnahme des Viszeralfetts bei Adipositas führen.1,3

Studien zu Typ-2-Diabetes und Testosteronmangel

Die im Jahr 2021 publizierte klinische Studie T4DM (testosterone for diabetes mellitus), demonstrierte, dass eine Testosterontherapie bei Prädiabetikern mit niedrigen Testosteronspiegeln die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verhindern bzw. einen neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes sogar rückgängig machen kann.4 In dieser großen randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Phase-IIIb-Studie zeigte sich, dass der Anteil an Männern, bei denen nach zwei Jahren ein Typ-2-Diabetes vorlag, in der Testosteron-Gruppe (Lifestyle-Programm + Testosterontherapie) mit 12% signifikant kleiner war als in der Placebo-Gruppe mit 21% (Lifestyle-Programm + Placebo). Besonders interessant war darüber hinaus ein Vergleich mit dem etablierten First-line-Antidiabetikum Metformin: Der antidiabetische Effekt von Testosteron sei in der Studie sogar größer gewesen als der von Metformin im „Diabetes Prevention Program“5, so die Autoren. Im Gegensatz zu Metformin hatte die Testosterongabe zudem u. a. einen positiven Einfluss auf die Muskelmasse und -kraft.4

Weitere Informationen zu der T4DM-Studie finden Sie im Studiensteckbrief.

Eine große prospektive Registerstudie von Yassin et al.6 beschäftigte sich mit der gleichen Fragestellung und konnte bereits 2019 ähnliche Ergebnisse zeigen.

Lesen Sie außerdem unseren Artikel „Testosteron kann bei Prädiabetikern die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verhindern“, in dem die Bedeutung der Ergebnisse der T4DM-Studie für den Praxisalltag diskutiert wird.

Kasuistiken zu den Effekten einer Testosterontherapie

Zahlreiche Fallbeispiele aus der medizinischen Praxis bestätigen die positiven Effekte einer Testosterontherapie auf verschiedene metabolische Parameter bei männlichen hypogonadalen Patienten mit Prädiabetes bzw. manifestem Typ-2-Diabetes. Wir bieten Ihnen hiermit exemplarisch Einblick in zwei Kasuistiken zu diesem Thema aus der andrologischen Ambulanz von Herrn Prof. Michael Zitzmann aus Münster.

Wenn Sie darüber hinaus Fragen zum Thema Testosteronmangel haben, nutzen Sie unsere Hormonsprechstunde und stellen Sie Ihre Frage an unseren Experten Herrn Prof. Michael Zitzmann.

Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU)

Männer mit Typ-2-Diabetes zeigen eine hohe Prävalenz für einen Hypogonadismus von bis zu 50%.7 Die Leitlinie „Sexual and Reproductive Health“ der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU), die in Kapitel 3 den Männlichen Hypogonadismus abhandelt, verweist auf den Typ-2-Diabetes als systemische Erkrankung, die einen funktionellen Hypogonadismus verursachen kann.1 Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sollten daher bei Typ-2-Diabetikern mit Beschwerden, die auf einen Testosteronmangel hinweisen, den Testosteronspiegel überprüfen. Bestätigt sich der Verdacht, wäre eine Testosteronbehandlung indiziert.

Weitere Informationen zum Thema Testosteronmangel

Die Diagnose eines männlichen Hypogonadismus basiert immer auf typischen Symptomen eines Androgenmangels sowie niedrigen Testosteronspiegeln bei mindestens zweimaliger Messung.1 Auch können Sie sich den AMS (Aging Males‘ Symptom Rating Scale)-Fragebogen herunterladen, der für die Anamnese von Testosteronmangel-Beschwerden bei Ihren Patienten hilfreich sein kann. Ebenso eignet er sich sehr gut für Verlaufskontrollen nach Beginn einer Testosterontherapie.

Fortbildungsangebote zu Testosteron und Typ-2-Diabetes 

Zu guter Letzt bieten wir Ihnen an, die Studienlage zu Testosteron und Typ-2-Diabetes in unserem Webinar mit Herrn Prof. Dr. Dr. Aksam Yassin zu vertiefen.

Wenn Sie weitere wissenschaftliche Informationen zum Thema Testosteronmangel erhalten möchten, melden Sie sich für unseren regelmäßigen Fachkreis-Service an.


Mehr zum Thema

  1. Salonia et al. Guidelines on Sexual and Reproductive Health. Chapter 3: Male Hypogonadism. European Association of Urology 2024. Online unter: https://uroweb.org/guidelines/sexual-and-reproductive-health/. Letzter Zugriff: 25.07.2024.

  2. Traish AM et al. The dark side of testosterone deficiency: II. Type 2 diabetes and insulin resistance. J Androl 2009; 30: 23-32. 

  3. Jones T H et al. Testosterone Replacement in Hypogonadal Men With Type 2 Diabetes and/or Metabolic Syndrome (the TIMES2 Study). Diabetes Care 2011; 34: 828–837. 

  4. Wittert G et al. Testosterone treatment to prevent or revert type 2 diabetes in men enrolled in a lifestyle pro-gramme (T4DM): a randomised, double-blind, placebo-controlled, 2-year, phase 3b trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2021; 9: 32-45. 

  5. Diabetes Prevention Program Research Group. Reduction in the incidence of type 2 diabetes with lifestyle intervention or metformin. N Engl J Med 2002; 346: 393-403

  6. Yassin A et al. Testosterone Therapy in Men With Hypogonadism Prevents Progression From Prediabetes to Type 2 Diabetes: Eight-Year Data From a Registry Study. Diabetes Care. 2019; 42(6): 1104-1111.

  7. Rao PM et al. Testosterone and insulin resistance in the metabolic syndrome and T2DM in men. Nat Rev Endocrinol 2013; 9: 479–493.