Effektive Korrektur von Anämie bei Männern mit Hypogonadismus durch Testosteronsubstitution

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics


Hintergrund/Zielsetzung

Die TRAVERSE-Anämiestudie, eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Parallelgruppenstudie TRAVERSE untersuchte die Auswirkungen von Testosteronsubstitutionstherapie (TRT) auf die Inzidenz und den Rückgang von Anämie bei Männern mittleren und höheren Alters mit Hypogonadismus.

Patienten und Methoden

Eingeschlossen waren Männer im Alter von 45 bis 80 Jahren, die 2 morgendliche Nüchtern-Testosteronspiegel unter 3,0 ng/ml und 1 oder mehrere Anzeichen oder Symptome eines Hypogonadismus aufwiesen. Die Analyse der TRAVERSE-Substudie zur Anämie umfasste 815 Teilnehmer (390 in der TRT- und 425 in der Placebogruppe), die die Zulassungskriterien für Anämie (Hämoglobin <12,7 g/dl) erfüllten und 4.379 Männer (2.203 in TRT- und 2.176 in Placebo-Gruppe) ohne Anämie zu Studienbeginn. Mittleres Alter bei den anämischen Patienten lag bei 64,8 Jahren und in der Gruppe ohne Anämie bei 63,0 Jahren. Die Studienteilnehmer wurden randomisiert im Verhältnis 1:1 mit Testosteron-Gel oder einem Placebo-Gel behandelt.

Das primäre Ziel der TRAVERSE-Anämiestudie war die Korrektur der Anämie, definiert als Anstieg des Hämoglobinspiegels auf 12,7 g/dl oder höher während des Interventionszeitraums bei den randomisierten Teilnehmern, die zu Studienbeginn an Anämie litten. Sekundäranalysen verglichen das Risiko für Entwicklung einer Anämie bei Patienten, die zu Studienbeginn keine Anämie hatten, und den Anteil Teilnehmer, deren Hämoglobin nach der Randomisierung um mehr als 1,0 g/dl über den Ausgangswert anstieg. Weitere sekundäre Endpunkte waren die Veränderung des Hämoglobins gegenüber dem Ausgangswert, Hämatokrit, Anzahl und Indizes der roten Blutkörperchen sowie Energie- und kognitiver Score.

 

Abb. 1: Rückgang der Anämie bei Teilnehmern, die zu Studienbeginn anämisch waren. Häufigkeit und relative Risiken einer Anämiekorrektur in der TRT-Gruppe im Vergleich zu Placebo-Gruppe.

 

Abb. 2: Hämoglobinanstieg bei Teilnehmern, die zu Studienbeginn eine Anämie hatten. Häufigkeit und relatives Risiko des Hämoglobinanstiegs von mehr als 1,0 g/dl über Baseline in der TRT-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe.


Patienten mit Anämie zu Baseline

Der Anteil der Teilnehmer, deren Anämie korrigiert wurde (Hämoglobin-Anstieg auf den Grenzwert für Anämie von 12,7 g/dl oder darüber), war in der TRT-Gruppe signifikant höher als in der Placebo-Gruppe (Abb. 1).

Der Anteil Männer, deren Hämoglobin unter der Behandlung um mehr als 1,0 g/dl zugenommen hatte, war in der TRT-Gruppe signifikant höher als in der Placebogruppe. Das Risikoverhältnis des Hämoglobin-Anstiegs um mehr als 1,0 g/dl in der TRT- vs. Placebogruppe wurde anhand wiederholter Messungen und logistischer Regression eingeschätzt (Abb. 2).

Patienten ohne Anämie zu Baseline

Von den 4.379 Teilnehmern ohne Anämie zu Studienbeginn, war der Anteil von Männern, die eine Anämie entwickelt haben, signifikant kleiner in der TRT-Gruppe als in der Placebo-Gruppe: Nach 6 Monaten (7,2% vs. 10,4%), nach 12 Monaten (7,1% vs. 9,0%), nach 24 Monaten (10,0% vs. 12,3%), nach 36 Monaten (10,0% vs. 12,9%) und nach 48 Monaten (9,0% vs. 10,2%). Der Anstieg des Hämoglobins war mit der TRT zu allen Zeitpunkten um etwa 0,3 g/dl größer als mit Placebo.

Mechanismen des Hämoglobin-Anstiegs

Testosteron führt wahrscheinlich über verschiedene Mechanismen zum Hämoglobin-Anstieg und zur Vermehrung der roten Blutkörperchen. Hierzu zählen die Stimulierung der Erythropoietin-Transkription, die Erhöhung der Verfügbarkeit von Eisen zur Erythropoese durch Supprimierung der Hepcidin-Transkription, Erhöhung der Anzahl allgemeiner myeloider Vorläufer und Optimierung des Überlebens roter Blutkörperchen.

Kernaussage

  • Eine Testosterontherapie kann bei Männern mit Hypogonadismus eine Anämie rückgängig machen oder verhindern.
  • Bei hypogonadalen Männern ohne Anämie war TRT mit einer signifikant geringeren Anämieinzidenz verbunden als unter Placebobehandlung.


Literatur

Pencina KM, Travison TG, Artz AS, et al. 2023. Efficacy of testosterone replacement therapy in correcting anemia in men with hypogonadism. A randomized clinical trial. JAMA Netw Open 6(10):e2340030.


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